Interview mit der Künstlerin Marissa Herzog
Im Juli dieses Jahres hatten wir die besondere Gelegenheit, gemeinsam mit der Nürnberger Künstlerin Marissa Herzog und unserem Nachhaltigkeitspartner Bluepingu e.V. an der Reihe „Bunte Wände: Kunst trifft SDGs“ mitzuwirken. Mit diesem Projekt konnten wir einen farbenfrohen Beitrag zur Verschönerung der Stadt Nürnberg leisten – und gleichzeitig ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit setzen.
Informationen zum Projekt finden Sie unter folgendem Link: https://sdgs-go-local.bluepingu.de/treffpunkt-bunte-sdg-wand/
Weitere Einblicke „hinter die Kulissen“ erhalten Sie im Interview zwischen der Künstlerin Marissa Herzog und unserem Kollegen Christian Panosch.

Christian Panosch: Es ist jetzt schon eine Weile her, als wir die ersten Gedanken zu diesem Projekt hatten. Kannst Du Dich noch erinnern, wie der Startschuss zu dem Projekt war?
Marissa Herzog: Eigentlich wollten wir 2025 eine Projektpause einlegen. Als Mascha von Bluepingu dann mit eurer Anfrage kam haben wir aber doch sehr schnell entschieden, dass wir alle Lust haben weiterzumachen. Ein Jahr Pause schien uns zu lang. Ab da ging alles sehr schnell.
Christian Panosch: Welche Erfahrungen hast Du bislang mit nachhaltigen Projekten gesammelt und wie stehst Du persönlich zu dem Thema Nachhaltigkeit?
Marissa Herzog: Mit der Projektreihe „SDGs go local“ und den bunten Wänden habe ich durchweg positive Erfahrungen gesammelt. Es ist sehr bereichernd zu sehen, wie Communities entstehen und dass Nachhaltigkeit in jeder Lebenswelt anders gelebt wird. Die einen fliegen weniger als früher, andere upcyceln konsequent und verschwenden so gut wie nichts und wieder andere setzen sich ehrenamtlich für die Belange unserer Welt und Gesellschaft ein.
Für mich hat Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. Ich lebe seit ich 9 bin vegetarisch und vermisse nichts, vegan fällt mir nach wie vor schwer, aber es ist ein lifelong learning. Und ich kaufe sehr gerne Second Hand, allerdings auch nur wenig. Statt Graffiti verwende ich zunehmend Fassadenfarbe, weil diese ökologischer sind. Und ich mache bei Foodsharing mit und fahre so viel wie möglich mit dem Rad. Das sind alles kleine Bausteine, die unkompliziert umzusetzen sind und sogar viel Spaß machen.

Marissa in Aktion
Christian Panosch: Nach unserem ersten Treffen haben wir uns für einen internen Theorie-Workshop entschieden. Schildere gerne aus Deiner Sicht den Ablauf und was hast Du für das weitere Projekt davon mitgenommen?
Marissa Herzog: Der interne Workshop bei KC Risk AG war spannend. Menschen aus einer ganz anderen, fachlichen Welt waren mit mir an einem Thema dran. Ich habe die Basisinfos vorbereitet, um gut an den Ideen arbeiten zu können und viele Möglichkeiten eingebaut, um selbst kreativ und aktiv zu werden. Meiner Erfahrung nach ist das eigene Erarbeiten, Nachdenken und Austauschen über ein Thema der beste Weg, um es vollständig zu erfassen. Und es kamen so gute, vielfältige und witzige Beiträge von eurer Seite. Ich hätte am liebsten eine Workshop-Reihe daraus gemacht!
Mitgenommen habe ich viele neue Sichtweisen auf das SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum.
Christian Panosch: Für dieses Projekt gab es aus unserer Sicht schon eine große Wandfläche, die gestaltet werden durfte. Inwieweit ist dann für Dich der Prozess zur farblichen Gestaltung und Präsentation verlaufen?
Marissa Herzog: Besonders war hier, dass das Projekt zeitlich und von der Fläche her eigentlich zu groß für unsere Ressourcen war – was zu Beginn der Planung nicht absehbar war. Rückblickend ist es super gelaufen, aber das Learning für nächstes Jahr daraus ist, dass wir einen festeren Kosten- und Zeitplan aufstellen.
Christian Panosch: An unseren beiden Aktionstagen an der Wand Mitte Juli hatten wir trotz hochsommerlicher Temperaturen jede Menge Helfer*innen und Mitwirkende vor Ort. Für Dich sicherlich keine einfache Aufgabe gewesen, das alles zu koordinieren und den Durchblick bei der Hitze zu behalten.
Marissa Herzog: Tatsächlich war dieses Projekt in finanzieller, zeitlicher und konzeptueller Hinsicht anstrengend. Aber sobald die Planungs- und Organisationsphase geschafft ist, macht es einfach nur noch Spaß. Die Rückmeldungen der Passantinnen und Anwohnerinnen und das Beobachten der Zusammenkünfte an der Wand lässt mich alle Mühen vergessen. Ich liebe es. Und natürlich würde das nicht gehen ohne meinen Partner, der mir den Rücken frei hält. Und meinen Hauptjob als Sozialarbeiterin, der mir ausreichend Flexibilität gibt, um beides zu vereinen.
In der Umsetzungsphase an der Wand ist es aber wirklich immer stressig. Ich bin tagelang von früh bis spät dort. Aber auch das ist wunderbar. So viel Input, so viele Ideen und neue Eindrücke – das macht mich lebendig und macht einfach unglaublich Spaß.

Christian Panosch: Du hast in den Tagen nach dem Praxisworkshop noch Hand angelegt und für den künstlerischen Feinschliff bei den Motiven gesorgt. Wie zufrieden bist Du am Ende mit den Ergebnissen von uns Laien?
Marissa Herzog: Ich war hochzufrieden mit den Ergebnissen der Laien-Malerinnen. Viele Teilnehmerinnen haben sich sehr ins Zeug gelegt und sind auch an beiden Tagen gekommen. Und euer Einsatz als KC Risk-Team zum Grundieren der Wand war Gold wert. Das war eine so smoothe und schöne Zusammenarbeit, dass ich es gern immer so hätte.
Christian Panosch: Bei uns im Kollegium ist das Projekt jedenfalls sehr gut angekommen und hat auch im Nachhinein noch viel Zustimmung erfahren. Wie schaut bei Dir die nahe Zukunft aus – stehen weitere, evtl. ähnliche Projekte an?
Marissa Herzog: In naher Zukunft bin ich „nur“ Sozialarbeiterin in meinem Hauptjob in der Drogenhilfe. Für die nächste Saison, also ab Frühling 2026 habe ich mehrere Projekte in der Pipeline, ich möchte aber noch mehr priorisieren, um gesund zu arbeiten und mich nicht zu überlasten. Ich würde gerne aus dem Nähkästchen plaudern, aber da ich noch nichts fest entschieden habe, halte ich mich bedeckt.
Christian Panosch: Liebe Marissa, wir bedanken uns sehr herzlich bei Dir für Deine vielen Mühen rund um dieses Projekt und wünschen Dir für die Zukunft alles Gute.


